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Technikblog

Sony RX100 VI: Erste Testbilder aus Venedig

Edel-Kompakte mit großer Leistung

Die neu vorgestellte RX100 VI ist das bereits sechste Modell der Edel-Kompaktkamera-Reihe. Gegenüber der Vorgängerin ist zwar das kompakte Design geblieben, doch Bildsensor, Objektiv, AF-System und vieles mehr sind neu.

Parallel zum Erfolg seiner spiegellosen Systemmodelle kümmert sich Kamerahersteller Sony auch weiterhin um seine Modelle der so genannten „Edel-Kompakten“. Dabei handelt es sich um kleine und einfach zu bedienende Kameras, die mit einem relativ großen Bildsensor der Ein-Zoll-Klasse (Sensorfläche 13,2 mal 8,8 Millimeter) sowie einer üppigen optischen und funktionell reichhaltigen Ausstattung eine sehr gute Bildqualität liefern.

Solche Modelle sind trotz der durch die Smartphones  sinkenden Kompaktkameraverkäufe eine starke Bank, denn sie zeigen tatsächlich noch steigende Verkaufszahlen.

Ganz weit vorn spielt dabei Sonys RX100-Reihe mit, die mit aufwändiger optischer und digitaler Technik zeigt, was heutzutage selbst mit Kameras im Hemdentaschenformat erreichbar ist. Jüngster Spross dieser Serie ist die „Sony Cyershot RX100 Mark VI“ (beziehungsweise kürzer: RX100 VI).

NEUES OBJEKTIV

Sony hat seine Kunden befragt, was sie sich nach der RX100 V an Verbesserungen wünschen. Viele Anwender haben einen stärkeren Telebereich genannt, denn diese Kamera war bislang mit einem Objektiv ausgerüstet, das den Bereich von 24 bis 70 Millimetern (Kleinbildentsprechungen) abdeckte. Der Vorteil: Mit diesem Objektiv war die Version 5 der RX100-Reihe mit Lichtstärke 1:1,8 bis 1:2,8 besonders gut für Aufnahmen bei wenig Licht geeignet.

Doch den Wunsch nach mehr Zoom hat Sony erhört – und wie! Die neue RX100 VI bietet einen Brennweitenbereich von 24 bis 200 Millimeter, sodass die Teleeinstellung fast um das Dreifache angestiegen ist. Die Beispielbilder, die auch eine mit der RX100 VI simulierte 70-Millimeter-Einstellung umfassen, verdeutlichen den extremen Gewinn im Telebereich.

Nur die Lichtstärke sank dabei auf 1:2,8 im Weitwinkel und 1:4,0 bei 200 Millimetern, liegt aber für Kompaktkameras immer noch auf einem hohen Niveau und ermöglicht etwa bei Porträts auch schöne Freistelleffekte vor einem unscharfen Hintergrund.

Das Überraschendste daran: Trotz des immensen Zoomgewinns ist die neue Kamera praktisch nicht größer geworden. Die Ausmaße der Frontseite entsprechen exakt denen der Vorgängerin, nur in der Tiefe ist die Kamera um einen Millimeter „dicker“ geworden. Ein weiterer Vorteil des neuen Objektivs: Es bietet einen optischen Bildstabilisator, der einen Gewinn an längeren Verschlusszeiten ermöglicht, der etwa vier Belichtungsstufen entspricht. Das ist für die Arbeit im deutlich erweiterten Telebereich natürlich besonders wichtig.

NEUER AUTOFOKUS

Beim AF-System hat Sony ebenfalls in die Vollen gegriffen. Die kleine RX100 VI übernimmt Basistechniken der spiegellosen Systemkamera Alpha 9, die rekordverdächtige Geschwindigkeiten und sehr flexible Gestaltungsmöglichkeiten erreicht. Die Neuvorstellung bietet zum Beispiel 315 Phasen-Detektions-Messfelder auf dem Bildsensor, die mit etwa 65 Prozent einen großen Teil des Bilds abdecken. So kann man den für die Schärfeeinstellungen gewünschten Motivbereich auch etwas seitlicher festlegen, etwa weil gemäß der Drittel-Regel beim Bildaufbau die motivwichtigen Elemente hier zu finden sind. Die Scharfeinstellung selbst ist dann nur noch eine Sache von Sekundenbruchteilen, denn innerhalb von 0,03 Sekunden wird die Fokussierung ermittelt. Neben den Phasendetektionspunkten nutzt die RX100 VI auch eine Kontrastmessung, kombiniert also beide Fokustechniken zu einem Hybridsystem.

Die kleine Kamera beherrscht sogar eine Technik, die bislang nur den großen Systemmodellen vorbehalten war. Im kontinuierlichen Fokusmodus kann die Sony per „Eye AF“ nicht nur ein Gesicht erkennen, sondern auch ein Auge des oder der Porträtierten im Fokus halten. Das funktioniert sogar dann, wenn das Model das Gesicht relativ schnell bewegt.

IN DER PRAXIS

Das flotte Fokussystem konnte bei den ersten Testaufnahmen in Venedig in vielen Aufnahmesituationen zeigen, was es kann. Mit statischen Motiven wie den architektonischen Sehenswürdigkeiten hat es erwartungsgemäße überhaupt keine Probleme, aber auch sich schnell bewegende Balletttänzerinnen oder bei Porträtaufnahmen lieferte die kleine Sony präzise Schärfeeinstellungen.

Bei den Aufnahmen bewegter Motive half auch die hohe Serienbildgeschwindigkeit von jetzt bis zu 24 Bildern pro Sekunde, von denen dank eines großen Zwischenspeichers bis zu 233 Aufnahmen in Folge gemacht werden können. Das reicht für knapp zehn Sekunden lange Aufzeichnungen von Bewegungen, was etwa bei Sport oder den erwähnten Ballettänzerinnen bei den ersten Testaufnahmen zeitlich ein großer Spielraum ist.

Bezüglich schneller Bewegungen gibt es noch eine weitere Besonderheit der RX100 VI. Sie arbeitet mit einem so genannten „Anti-Distortion Shutter“, dessen kürzeste Belichtungszeit 1/32.000 Sekunde beträgt. Der elektronische Verschluss trägt seinen Namen, weil er die von anderen Systemen bekannten „Rolling Shutter“-Effekte und damit die sonst auftretenden Verzerrungen von schnell bewegten Motivelementen – etwa rotierende Windflügel oder Propeller - deutlich reduziert.

Die Bedienung der Kamera ist sehr einfach. Per Modusrad kann man Automatiken oder manuelle Einstellungen wählen, weitere Parameter lassen sich mit dem Rändelrad auf der Rückseite festlegen, das gleichzeitig als Steuerfeld für vier Richtungen dient. Bei der Beurteilung und Wahl des Motivs hilft der elektronische Sucher, der 2,36 Millionen RGB-Bildpunkte darstellt.

Wie bei der Vorgängerin ist er ähnlich wie der Blitz auf der Oberseite in das Gehäuse integriert und springt auf Knopfdruck an der linken Seite heraus. Gegenüber der RX100 V ist jetzt aber nicht mehr eine zweite Handbewegung notwendig, die das Okular etwas zum Fotografen herauszieht, sondern das Suchersystem der VI-Version der Kamera springt jetzt automatisch und komplett in seine Arbeitsstellung.

Der Sucher ist mit einem Vergrößerungfaktor von 0,59 (bezogen auf das 35-Millimeter-Kleinbildformat) recht klein, aber geraden in den extrem hellen Aufnahmesituationen der hier gezeigten Beispielfotos sehr hilfreich. Bei gleißendem Sonnenschein ist auf dem 7,5 Zentimeter großen (Bilddiagonale) und klappbaren Monitor auf der Rückseite kaum noch etwas zu erkennen. Der Klappmechanismus wurde bei der RX100 VI überarbeitet und kann jetzt auch um 90 Grad nach unten gedreht werden, was in vielen Aufnahmesituationen hilfreich ist. Zur Seite schwenken lässt er sich aber leider nicht. Der Bildschirm ist auch berührungsempfindlich, aber bietet nicht wie andere Kameras nicht die komplette Steuerung der Kamera per Fingerzeig, sondern nur eine kleinere Auswahl an Funktionen, die durch Antippen steuerbar sind. Hier verschenkt Sony ein wenig Komfortpotenzial.

FARBE UND MEHR

Farbdarstellung und Kontrastwiedergabe zeigen nach den ersten – natürlich nur subjektiv bewerteten – Bildern eine hervorragende Darstellung, selbst die Schattenpartien in den Fotos, die fast alle unter strahlendem Sonnenschein aufgenommen wurden, werden gut durchzeichnet, während die hellen Bildbereiche auch glücklichweise nicht zu einem reinen Weiß ohne Struktur aufreißen (etwa Wolken am Himmel). Der neue Exmor RS CMOS Bildsensor, der mehrschichtig („stacked“) und mit einer Auflösung von 20,1 Megapixel arbeitet, scheint demnach ausgesprochen leistungsstark zu sein.

Der Sensor bietet aber auch Vorteile in Aufnahmesituationen mit wenig Licht: Die maximale ISO-Empfindlichkeit beträgt ISO 12.800 beziehungsweise erweitert bis zu ISO 25.600. Im kurzen Vorabtest entstanden Fotos mit maximal ISO 6.400, die zwar eine sichtbare, aber relativ geringe Detailreduzierung durch die Anti-Rauschen-Filterung der Kamera zeigten. Nachtaufnahmen gelingen mit der RX100 VI also auch, aber natürlich ist eine hohe Lichtempfindlichkeit auch in vielen anderen Aufnahmesituationen hilfreich.